Oblaten
Unserer Gemeinschaft haben sich Menschen angeschlossen, die in der Welt mit Familie, Beruf oder allein leben. Durch ein Versprechen („Oblation“) haben sie sich unserer Klostergemeinschaft verbunden und beten mit uns in den Anliegen unserer Zeit. In regelmäßigen Treffen und Begegnungen erhalten sie Impulse für ein benediktinisch geprägtes Leben im Alltag.
Was ist ein Benediktineroblate?
Der Name „Oblate“ (oblatus = der Hingegebene, Aufgeopferte, Dargebrachte) bezeichnet ein grundlegendes christliches Lebensprogramm. Der getaufte Christ lebt als „neuer Mensch“ in Christus und strebt mit der in ihm wirksam gewordenen Gnade immer tiefer nach der vollen Umgestaltung in Christus (vgl. Röm 6,4; Gal 2,20; Phil 2,5). Diese seine Gemeinschaft mit Christus beschreibt ein Text aus der Liturgie-konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (48) über die bewusste und tätige Mitfeier des Gottesdienstes:
„Die Christen sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen. So sollen sie durch Christus, den Mittler, von Tag zu Tag zu immer vollerer Einheit mit Gott und untereinander gelangen, damit schließlich Gott alles in allem sei.“
Wie Christus sich Gott, dem Vater, und den Menschen hingab, so sollen sich die Christen Gott und dem Nächsten hingeben. Jesus Christus ist das Vorbild und der Weg. Er ruft in die Nachfolge. Zusammenfassend sagt dazu die dogmatische Konstitution über die Kirche – Lumen gentium – (40): „Zur Erreichung der Vollkommenheit sollen die Gläubigen die Kräfte, die sie nach Maß der Gnadengabe Christi empfangen haben, anwenden, um, seinen Spuren folgend und seinem Bild gleichgestaltet, dem Willen des Vaters in allem folgsam, sich mit ganzem Herzen der Ehre Gottes und dem Dienst des Nächsten hinzugeben. Dieses Ziel strebt der Oblate an. Seine Oblation ist ein öffentlicher Akt, in dem er sein Leben Gott mit dem Vorsatz übergibt, mitten in der Welt im Geist und im Sinne der Benediktsregel zu leben. Benediktineroblaten gehen diesen Weg der Nachfolge in bewusster Bindung an ein Benediktinerkloster und lassen sich dabei von der Benediktregel führen und prägen.
Die Berufung zum Oblaten darf jedoch nicht als ein verkürztes Mönchsleben oder als Mönchtum mit weniger Verpflichtungen verstanden werden. Der Benediktineroblate will bewusst und entschieden als Christ in der Welt leben, indem er seine Taufe ernst nimmt. Dabei sind ihm die benediktinischen Grundgedanken Richtschnur und Weisung. Er sucht darum Kontakt mit einem bestimmten Kloster. Er bindet sich also nicht so sehr an den Gesamtorden, sondern an „sein Kloster“. Die Verbundenheit zwischen Kloster und Oblaten besteht vor allem in der Gebetsgemeinschaft. Die Oblaten haben Anteil am Gebet des Konventes und tragen zugleich die vielfältigen Aufgaben des Klosters in ihrem Gebet mit. Auch durch seine Oblaten wird das Kloster in der Kirche präsent. Alte und Kranke halten in Treue an dieser geistlichen Verbundenheit fest und sind so dem Kloster durch ihr Beten und Opfer eine große Hilfe. Das Kloster bietet durch den vom Abt beauftragen Oblatenrektor und andere Mönche Einkehrtage, Kontakte durch Rundschreiben und geistliche Begleitung an. Andererseits weitet sich die Perspektive eines Klosters durch die Begegnung mit seinen Oblaten.
Wie kann man Benediktineroblate werden?
Zunächst ist zu fragen: „Wer kann Benediktineroblate werden?“ Grundsätzlich besteht dieses Angebot für alle katholischen Christen, für Männer und Frauen, Verheiratete und Unverheiratete, Priester und Diakone. Kirchenrechtlich ist eine Aufnahme von Christen nicht möglich, die bereits einem Dritten Orden oder ähnlichen Vereinigungen angehören.
Die Hinführung zur Oblation erfolgt in verschiedenen Stufen: Wer Oblate werden möchte, hat die Möglichkeit, mit dem vom Abt beauftragen Oblatenrektor Kontakt aufzunehmen. Zur gegebenen Zeit kann mit Zustimmung des Abtes mit einem Aufnahmeritus eine Probezeit von etwa einem Jahr beginnen. In der Vorbereitung auf die Oblation werden die Kandidaten mit der Benediktsregel und den Grundzügen monastischer Spiritualität vertraut gemacht.
Stimmt der Abt nach Rücksprache mit dem Oblatenrektor nach Ablauf des Probejahres der Bitte um Aufnahme zu, kann die Oblation stattfinden. In einem dafür vorgesehenen Ritus bringen sich die Oblaten Gott dar und versprechen, als Christ in der Welt „unter der Führung des Evangeliums“ und im Geist der Benediktregel zu leben. Oblation ist eine persönliche Lebensentscheidung und bedeutet nicht nur die Aufnahme in einen Freundeskreis der jeweiligen Abtei. Die Verbundenheit mit dem Kloster und dessen Gottesdienst bilden die Grundlage und Kraftquelle für den Einsatz der Oblaten in Familie, Beruf und Gemeinde.
P. Maurus Kraß OSB, Ettal
Höre (Prol. 1)
Mit diesem Wort beginnt Benedikt seine Mönchsregel, die im Wandel der Zeiten bis heute ihre Lebenskraft bewahrt hat und auch heute Menschen in ihren Bann zieht.
Viele Christen innerhalb und außerhalb der Klöster finden in ihr Orientierung und Hilfe auf ihrem Weg zu Gott – „unter der Führung des Evangeliums.“ (Prol. 21)
Wahrhaft Gott suchen (RB 58,7)
Als Grundvoraussetzung für einen Weg als Benediktineroblate ist seine Sehnsucht „ wahrhaft Gott zu suchen“ (RB 58,7), d.h. dass er überall und in jeder Lage Gott auf der Spur bleiben will.
Er verlangt danach, ein hörender Mensch zu werden, um in allen Geschehnissen des täglichen Lebens das einladende und fordernde Wort Gottes vernehmen zu können – als verbindliche Orientierung für sein Leben.
Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen
werden (RB 43,3)
Ein Oblate stellt sich die Frage, ob er dem Gebet und der Teilnahme am liturgischen Leben der Gemeinde – der Begegnung mit dem lebendigen Gott in Wort und Sakrament – den ersten Platz einräumen und so dem „Gottesdienst nichts vorziehen“ will. Er wird sich prüfen, ob er Gott in seinem Leben ernstnehmen möchte.
Ihre geistige Heimat
Benediktiner-Oblaten/Oblatinnen gehen den Weg der Nachfolge in bewusster Bindung an ein bestimmtes Kloster und setzten ihrerseits in ihrem jeweiligen Lebensbereich die Sendung des Klosters in die Welt hinein fort.
Der Oblate/die Oblatin bindet sich in einer gottesdienstlichen Feier an die von ihnen gewählte Klostergemeinschaft, an deren Gebet und Auftrag sie in Zukunft teilhaben. Nach Maßgabe ihrer Lebensumstände vollziehen sie einen Teil des kirchlichen Stundengebetes mit. Das Kloster selbst bietet Einkehrtage, regelmäßige Kontakte durch Rundschreiben und eine kontinuierliche geistliche Begleitung an und wird in seinem Horizont durch die Verbundenheit mit seinen Oblaten/Oblatinnen auf vielfältige Weise geweitet.