Spiritualität

Die Orden in der katholischen Kirche sind meist nach ihrem Gründer oder dem Ort der ersten Klostergründung benannt. Die Benediktiner gelten als der älteste Orden in der katholischen Kirche, denn der heilige Benedikt lebte schon am Ende der Antike, 480-547, geboren in Nursia nördlich von Rom. Nachdem er sich aus der Betriebsamkeit des verfallenden Roms zurückgezogen und einige Jahre in der Einsamkeit gelebt hatte, gründete er erste kleinere Klostergemeinschaften. Dann siedelte er auf den Monte Cassino über. Dort gründete er sein Hauptkloster und schrieb um das Jahr 527 seine Klosterregel. Diese Regel ist in den geistlichen Grundzügen bis heute das Lebensprogramm der Benediktiner, auch wenn stets Anpassungen an die jeweiligen Zeit- und Ortsverhältnisse notwendig sind. Nach der Zeit der frühen Einsiedler (Wüstenväter) will Benedikt in der Epoche der großen Völkerwanderungen, einen festen Lebensraum für die Gottsuche und dem Leben in Gemeinschaft geben. So ist die Bindung an eine konkrete Gemeinschaft und einen stabilen Ort bis heute ein Kennzeichen benediktinischen Lebens.

Bevor ein Bewerber sich fest an eine benediktinische Gemeinschaft bindet, steht eine Erprobung von mindestens vier Jahren an. Mit den „feierlichen Gelübden“ verspricht er klösterlichen Lebenswandel, Beständigkeit und Gehorsam. Diese Gelübde führen aber nicht zu einer Erstarrung oder Uniformierung, da Benedikt einen großen Wert darauf legt, dass der Eigenart und den Fähigkeiten des Einzelnen im Kloster Rechnung getragen wird.

Die erste Stelle räumt die  Regel Benedikts der Feier des Gottesdienstes ein: „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“. Eine solche Vorgabe ist Lebensverpflichtung, die zu einem Leben in Fülle führen möchte und die Gemeinschaft wie auch den Einzelnen mit seinen Sorgen und Nöten, mit seiner Freude und Hoffnung vor Gott stellt. Im Kloster Wechselburg wenden wir für diese zentrale Aufgabe etwa zwei Stunden, verteilt über den ganzen Tag, auf. In unser Gebet schließen wir täglich die Anliegen der Menschen in unserer näheren und weiteren Umgebung ein.

Neben dem Gottesdienst ist der zweite Grundpfeiler des benediktinischen Lebensprogramms die Arbeit. Gebet und Arbeit – „ora et labora“ – wurde schon sehr früh als Leitsatz der Benediktiner verstanden. Die Arbeit sieht heute meist anders aus als in der noch weitgehend landwirtschaftlich geprägten Lebensform der Entstehungszeit. Die konkreten Tätigkeitsfelder der Wechselburger Benediktiner umfassen: Seelsorge , Bildungsarbeit, geistliche Begleitung, praktische Arbeit im Klostergarten sowie in der Klostergemeinschaft und die Betreuung von Gästen und Kursen – „denn nur dann sind sie wirklich Mönche, wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben“.

Als drittes Element  prägt die geistliche Lesung (lectio divina) den Tag der Mönchen. Die meditative Lesung der Bibel und der Kirchenväter findet darin ebenso Raum wie die Beschäftigung mit theologischer und philosophischer Literatur. Mit dem Dreiklang von Gebet, Arbeit und Lesung prägt Benedikt ein ganzheitliches Menschenbild, das die menschlichen Dimensionen von Körper, Geist und Seele heilsam miteinander verbindet.

Die Leitung eines Klosters liegt in den Händen des Abtes, dem die Mönche ihren Gehorsam geloben. Der Abt wird von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft auf Lebenszeit gewählt. Er verkörpert für sein Kloster die lebendige Auslegung der Benediktsregel für die jeweilige Zeit. Abt und Mönche stehen „unter der Führung des Evangeliums“ und sind wie alle Christen der Botschaft Jesu verpflichtet. Die Leitung der kleinen Mönchsgemeinschaft in Wechselburg hat der Abt von Ettal einem Mönch als Prior übertragen.

Die Gastfreundschaft ist ebenfalls in der Regel Benedikts grundgelegt. Menschen, die die Stille des klösterlichen Lebensraumes suchen und für einige Tage mit den Mönchen beten und leben möchten, sollen „wie Christus aufgenommen werden“. Wir bieten diesen Dienst in unserem Jugend- und Familienhaus für Gästegruppen und in unseren Ferienwohnungen auch für Einzelgäste an.